Auch dieses Jahr fand wieder das Picker Forum statt. Dieses Mal in Hamburg durchgeführt erstmals von der BQS; den Fokus gesetzt auf eine nachhaltige Personalentwicklung und der qualitätsorientzierten Hypothese "Gute Sicherheitskultur - wirksames Risikomanagement".
Wer Qualität sucht, optimiert Prozesse, stellt die richtigen Mitarbeiter ein und fragt seine Patienten. Im Delta steht ein ausgeglichenes Bewusstsein, eine Unternehmenskultur, die Raum für Weiterentwicklung lässt und die Grundfeste für funktionierende Schnittstellen bietet. Auch dieses Jahr diskutierten ausgewiesene Experten über das spannende Thema Qualität aus den Blickwinkeln Führung, Kommunikation und Sicherheitskultur.
Hier einige Einblicke in die Präsentationen unserer Referenten/Innen.
#Fokus Führung
Mitarbeiterqualität - der Schlüssel zur Wirksamkeit
Referent: Joachim Prölß, Direktor Patienten- und Pflegemanagement, Vorstand (UKE Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)
Was steht hinter dem "Human Faktor"? Im Krankenhaus hat man einen hohen Technikeinsatz, aber ebenso einen großen "Human Faktor", der sich auf die Sicherheit der Patienten und die Qualität der Patientenversorgung auswirkt. Gleichzeitig ist die Fehlertoleranz sehr gering und minimale Fehler können fatale Auswirkungen haben. Da wundert es schon, wenn immer wieder thematisiert wird, dass die Compliance der Händedesinfektion so gering ist. Lernen können wir da u.a. von der Lufthansa. Sie setzt neben einer hohen Standardisierung auf hoch qualifizierte Mitarbeiter, einen positiven Umgang mit Fehlern und eine lernende Organisation. Die Funktion der Führungskräfte, Mitarbeiter auszuwählen, ein inspirierendes Klima zu schaffen und eine sicherheitszentrierte Unternehmenskultur zu leben, kommt in diesem Kontext eine besondere Bedeutung bei. Die Führungskraft ist der unmittelbare Botschafter der Unternehmenskultur und sein Verhalten beeinflusst die Loyalität und Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter stark. Daher ist es auch wichtig, in regelmäßigen Abständen Änderungen der Personalpolitik zu evaluieren und Verbesserungen sowie Handlungsempfehlungen aufzudecken.
Beispielsweise durch eine Mitarbeiterbefragung.
#Fokus Sicherheitskultur
Kulturwandel - Alles eine Frage des Messens? Nein, messen nur als Teil
Referentin: Dr. Antje Hammer, Dipl.-Soz., Institut für Patientensicherheit (Universitätsklinikum Bonn)
Selbst ohne strategischen Ansatz zur Kulturentwicklung verändert Kultur sich kontinuierlich - nur nicht unbedingt in die gewünschte Richtung. Frau Dr. Antje Hammer postuliert einerseits Sicherheitskultur kontinuierlich zu messen, um Handlungsbedarfe aufzudecken und durch Messergebnisse und den Dialog Lernen zu fördern. Jedoch ist die Entwicklung von Sicherheitskultur eine Führungsaufgabe und erfordert Commitment. Die aktive Einbeziehung von Mitarbeitern und das Geben von Informationen und Rückmeldungen tragen auch positiv zur Sicherheitskultur bei.
#Fokus Arzt-Patienten-Kommunikation
Gute Sicherheitskultur - wirksames Risikomanagement
Referentin: Prof. Dr. med. Jana Jünger, Direktorin (impp Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen)
Die Negativfolgen von beeinträchtigter Kommunikation im Krankenhaus- und Gesundheitskontext können fatal sein. So zeigen Studien, dass mangelhafte Arzt-Patienten-Kommunikation in einem Zusammenhang mit verschlechterten Behandlungsergebnissen und vermehrten Fehlbehandlungsklagen steht. Deshalb ist es schon schockierend, dass Kommunikation und Gesprächstechniken in der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte nicht ausreichend gelernt und geübt werden. Hoffnung macht die Verankerung der Kommunikation im Lehrplan der Uni Heidelberg sowie einige Konzepte und Mustercurricula für die zukünftige Ausbildung von Ärzten und der Wichtigkeit der Kommunikation in der Approbationsordnung.
#Fokus Ziele erreichen
Am Ende zählt die Konstanz
Referenten: Nicolas von Oppen, Geschäftsführer (Klinikum Landshut) und Barbara Jung, Leiterin Unternehmenskommunikation (Klinikum Landshut)
Eine Mitarbeiterbefragung ist nur der Anfang. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass mit dem Vorliegen der Befragungsergebnisse die eigentliche Aufgabe erst beginnt. Handlungsfelder erkennen und die richtigen Maßnahmen entwickeln, die die Arbeitssituation der Mitarbeiter verbessern können. Für das Klinikum Landshut höchste Priorität; vor allem die sinnvolle wie umsetzbare Auswahl an Projekten, eine wertschätzende Kultur und die Integration der Einzelziele in die Zielvereinbarungen der Führungskräfte sollten zu einer hohen Umsetzungsverbindlichkeit führen. Und es hat sich nachweislich gelohnt; bei einer Messwiederholung zwei Jahre später zeigte sich eine deutliche Verbesserung in fast allen Bereichen über alle Berufsgruppen hinweg. Dem strategischen Ziel der Mitarbeiterorientierung ist man dadurch ein ganzes Stück näher gekommen.
#Fokus Change
Bedarfsorientierte Interpretation von Befragungsergebnisse - oder mitten im Change
Referent: Kamran Salimi, QM (Klinikum Fürth)
Wann beginnt eigentlich eine Mitarbeiterbefragung wirklich? Welche harten und welche weichen Faktoren sind in der Organisation schon im Vorwege zu identifizieren und zu bedienen? Kamran Salimi berichtet über den umfassenden Change-Prozess, der vor, während und nach einer Mitarbeiterbefragung liegt. Wo müssen wir erbarmungslos offen und ehrlich sein, wen müssen wir schon im Vorwege abholen, um später konstruktiv mit auch auffälligen Ergebnissen zielgerichtet umgehen zu können? Und last but not least - alles eine Frage der Kultur und des Leitbildes. Auch hier tut sich einiges im Change; aber nicht von allein!
#Fokus Medien
Eine Frage an den Arzt - ganz einfach. Das Fax.
Referent: Ulli Harraß, Geschäftsführer und Journalist (KLINIKOM GmbH)
Einfallsreich und vor allem smart ist die Idee von KLINIKOM, wenn es um die Übermittlung einer einfachen Frage des Patienten im Klinikum an den behandelnden Arzt geht. Natürlich gibt es dafür die Visite. Was aber, wenn die Frage erst nach der Visite, oder mitten in der Nacht entsteht? Im Kern geht es um Sorgen und Nöte der Patienten, die ohne den patientenorientierten Kommunikationsprozess ins Leere gehen, oder an die falsche Person im Versorgungsprozess gesendet werden. KLINIKOM hat dafür eine smarte Kliniklösung entwickelt, mit der der Patient zu jedem Zeitpunkt über sein Smartphone ein Fax an den behandelnden Arzt senden kann. Ein Fax - das "antiquierte" Kommunikationsmittel, das unübersehbar im Stationszimmer ankommt. Eine smarte Idee.
#Fokus Empowerment
Patient Empowerment für die Jüngsten
Referent: PD Mag. Dr. Gerald Sendlhofer, Präsident (Austrian Society for Quality & Safety in Healthcare ASWS, LKH-Universitätsklinikum Graz)
In der österreichischen Strategie der Patientensicherheit sind neben Maßnahmen zum Monitoring und der Personal- und Organisationsentwicklung auch die Maßnahmen zur öffentlichen Bewusstseinsbildung aufgeführt. Patienten können und wollen gerne helfen, Fehler zu vermeiden. Sie wären gerne besser darüber informiert, wie sie zu Fehlervermeidung beitragen können. Durch das Projekt zum Patient Empowerment des Universitätsklinikum Graz wird dies gefördert. Um Zielgruppengerecht zu informieren und zur Mitwirkung zu motivieren muss man sich manchmal etwas einfallen lassen: wie unseren Fredi Fuchs zum Empowerment der Kinder.